Flutende Zeit

18. – 23. April 2024
31. Oktober – 5. November 2024
Hallig Langeness

„Was also ist die Zeit?“ fragte Augustinus vor 1600 Jahren. Wir stellen sie erneut, diese Frage, umflutet von den Gezeiten des Meeres auf der Nordseehallig Langeneß, eine Zeit-Insel fern ab von allem, in der Stille außerhalb der Saison. Direkt vor Ihrem Zimmerfenster des urigen Gasthauses Hilligenley ebbt und flutet die Zeit beim Kreischen der Möwen. Im Wattenmeer schwingt ein anderer Zeitrhythmus. Auf Langeneß können Sie mit Ihren Sinnen die Zeit erfahren, – und den großen, sich von Horizont zu Horizont wölbenden Raum. In anregenden Vorträgen, spritzigen Diskussionen und kontemplativen Spaziergängen begegnen Sie der Geschichte des Zeitbewusstseins von den Sumerern im Zweistromland bis heute. Sie bereisen Zeit-Theorien der Physik und der Philosophie, Sie lassen sich von literarischen Zeit-Zeichnungen bezaubern, Sie erkunden die historischen Stationen auf dem scheinbar unaufhaltsamen Weg zur Zeitverknappung und Zeitbeschleunigung, und auch die Corona-Krise lässt sich unter Zeit-Perspektive noch einmal ganz neu betrachten und verstehen.

Das Seminar: Zum Einstieg ein faszinierendes Panorama der Zeitvorstellungen großer Weltkulturen: In der zyklischen Zeit kehrt alles wieder, der Zeitpfeil hingegen macht jeden Moment zu etwas Unwiederbringlichem. Wie wirkt sich dieser Unterschied auf den Umgang mit der Zeit aus? Am nächsten Tag kommen die philosophischen Meisterdenker zu Wort: Augustinus, Kant, Heidegger, Hannah Arendt und Henri Bergson. Es geht um den subjektiven und objektiven Sinn von Zeit, um die Sorge als existenzielles Zeiterleben, um das Faszinosum der Geburt und um das seelische Phänomen der Dauer. Ist die Zeit nur eine Konstruktion des Menschen oder ‚gibt‘ es sie als Faktum in der Welt? Welche Bedeutung haben für uns Erinnerung und Erwartung, Anfang und Ende? Dann verbinden wir die biographische, subjektive Zeiterfahrung mit der vertakteten Zeit auf gesellschaftlicher Bühne und der physikalischen Zeit des Universums. Dabei entscheiden Sie und die anderen Mitreisenden über die Schwerpunkte: Möchten Sie es eher naturwissenschaftlich mit der Debatte zwischen Leibniz und Newton über die absolute Zeit, zu den Zeitbegriffen in Thermodynamik und Relativitätstheorie? Oder interessiert Sie Norbert Elias‘ Soziologie der Zeit, um von hier aus die Fäden von ‚Entschleunigung‘ und ‚Eigenzeiten‘ weiter zu spinnen? Oder faszinieren Sie die literarischen Filigranzeichnungen der Zeitlichkeit des Bewusstseins bei Goethe, Rilke, Kafka, Thomas Mann, Proust und anderen? Das Finale wagen wir mit einer zeitphilosophischen Betrachtung der Corona-Krise: Zeit-Kollisionen der Zeit in der Natur und der Zeit in der globalisierten Welt.

Reader: eine ausführliche Textsammlung wird Ihnen drei Wochen vor Seminarbeginn zugesandt. Keinesfalls müssen Sie den Reader vorher durchgearbeitet haben!

Gruppengröße: 12 – 20 Personen.

Der Gasthof: auf der Warft Hilligenley, ca. 100 m vom Anleger entfernt.

Wanderungen: über die Hallig, Wattwanderung, Besuch des Heimatmuseums der Hallig

Anreise: individuell bis Schlüttsiel, gemeinsame Überfahrt

Kosten: vier Übernachtungen mit HP, Fährticket, Seminar und Seminarskript DZ € 1290, EZ-Zuschlag € 130

Ausführliches Programm und Buchung bei:

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